20 Dez 2015

Neuer Bericht der OECD über die Integration von Einwandererkindern in Schulen

Die Direktion Bildung und Kompetenzen der OECD hat Ende 2015 einen neuen Bericht mit dem Titel „Immigrant Students at School. Easing the Journey towards integration“ veröffentlicht. Der Bericht wertet die Daten der jüngsten PISA-Studie der OECD aus und ist Teil der Publikationsreihe „OECD Review of Migrant Education“.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Schwierigkeiten von Einwandererkindern im Bildungswesen mindestens zum Teil durch ihre sozioökonomischen Umstände begründet sind. So schneiden beispielsweise Schüler im PISA-Test dann besonders schlecht ab, wenn an ihrer Schule eine hohe Konzentration von sozial und wirtschaftlich benachteiligten Schülern festzustellen ist. Diese Korrelation ist wesentlich schwächer, wenn die Anzahl der Schüler mit einer fremden Muttersprache gemessen wird. Gleichzeitig verschärft eine hohe Konzentration von sozial und wirtschaftlich benachteiligten Schülern die Leistungsunterschiede zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund. Von allen untersuchten OECD-Ländern ist die Ballung benachteiligter Einwandererkinder in „Problemschulen“ in Griechenland und Italien besonders verbreitet.

Neben der sozioökonomischen Situation wird die schulische Leistung unter anderem auch durch die Kenntnisse der Sprache des Gastlandes und die persönliche Einstellung zur Bildung geprägt. Im Schnitt sprechen 64 % der Schüler der ersten Generation und 41 % der zweiten Generation zu Hause eine andere Sprache, als die, in der sie den PISA-Test von 2012 absolviert haben. Dies erklärt auch die schlechten Ergebnissen bei der Lesefähigkeit: wird dagegen die Sprache berücksichtigt, die die Schüler zu Hause sprechen, fällt der Leistungsunterschied wesentlich geringer aus. Nach dem OECD-Bericht haben die untersuchten Bildungssysteme Probleme, Einwanderern den Sprachunterricht zu bieten, den sie für ihren Bildungserfolg brauchen: im Schnitt erhalten in allen OECD-Ländern nur 18 % der Schüler mit Migrationshintergrund mindestens zwei Stunden pro Woche Sprachunterricht , mit dem sie ihre Kenntnisse in der Testsprachen verbessern können.

Der Umgang mit Zuwanderern im Bildungssystem hat enorme Auswirkungen auf ihre erfolgreiche Integration in die Gesellschaft des Gastlandes. Dass die Leistungslücke zwischen Schülern mit und ohne Migrationshintergrund so unterschiedlich stark ausfällt (selbst wenn man den sozioökonomischen Status berücksichtigt), deutet darauf hin, dass die Bildungspolitik eine anfängliche Benachteiligung entweder ausgleichen oder verstärken kann. So konnte das deutsche Bildungssystem die Leistung von Einwanderern der zweiten Generation im Fach Mathematik zwischen 2003 und 2012 um 46 Punkte verbessern, was einem ganzen Schuljahr entspricht. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Nichtversetzung und Aufteilung in unterschiedliche Schulformen zu den pädagogischen Verfahren zählen, die den Bildungserfolg am stärksten beeinträchtigen.

Die OECD-Studie untersuchte jedoch auch die Ziele und Einstellungen der Schüler selbst. Von allen OECD-Ländern fühlen sich Schüler mit Migrationshintergrund und schulischen Problemen in Belgien und Frankreich am stärksten ausgegrenzt und am wenigsten mit ihrer Schule verbunden. Außerdem fühlen sich Einwanderer der zweiten Generation sowohl in Belgien als auch in Frankreich stärker entfremdet als die vor kurzem zugezogenen Schüler.

Auf der Grundlage der Gesamtergebnisse empfiehlt die Studie eine ganze Reihe politischer Maßnahmen. Dazu gehören die Einbeziehung der Eltern und deren Aufklärung über mögliche Bildungsangebote und die sofortige Integration von Einwandererkindern in die Regelklassen. Außerdem empfiehlt der Bericht, die Konzentration benachteiligter Schüler in einzelnen Schulen zu vermeiden und auf eine ausgewogenere soziale Zusammensetzung der Schülerschaft zu achten.