Mobilität

Problembeschreibung

„Akademische Mobilität“ bezeichnet den Wechsel von Studierenden bzw. Lehrkräften zwischen unterschiedlichen Bildungseinrichtungen. Im europäischen Zusammenhang gilt sie als einer der wichtigste Faktoren zur Stärkung der europäischen Identität junger Menschen[1]. Erasmus-Studierende berichten, dass sie durch den fremde kulturelle Kontext sowohl im Unterricht als auch außerhalb davon Neues gelernt und prägende Erfahrungen gemacht haben[2]. Allerdings nehmen Studierende, die als erste in ihrer Familie die Universität besuchen, Studierende aus sozioökonomisch benachteiligten Gruppen und Studierende mit Behinderung seltener als andere an Mobilitätsprogrammen teil[3]. Dadurch erwerben diese Studierenden auch seltener die persönlichen und beruflichen Kompetenzen, die ihnen den Einstieg in den Arbeitsmarkt, den beruflichen Aufstieg[4] und sogar das Erzielen eines höheren Einkommens[5] erleichtern könnten.

Außerdem ist die Teilnahme an Erasmus zwar bei Hochschulstudierenden weit verbreitet, jedoch viel seltener in der beruflichen Bildung, an Schulen und in der Erwachsenenbildung[6]. Als wichtigste Hindernisse, die diese Gruppen von der Teilnahme an internationalen Austauschprogrammen abhalten, werden meist fehlende Informationen über Förderprogramme und fehlende Möglichkeiten zur Mobilität genannt. Da die Systeme der beruflichen Bildung sich von Land zu Land stark unterscheiden, stehen die Lernenden vor zahlreichen strukturellen und bürokratischen Problemen, zu denen nicht zuletzt Sprachbarrieren und ein Mangel an längeren Austauschprojekten gehören[7].

Bildungspolitische Konsequenzen

Um mehr Studierenden aus benachteiligten Gruppen die Teilnahme an internationalen Mobilitätsprogrammen zu ermöglichen, setzen die Länder auf unterschiedlich Fördermechanismen, z. B. finanzielle Hilfen in Form von Krediten, Beihilfen, Stipendien oder einer Befreiung von Studiengebühren. Manche Länder reservieren bestimmte Wohnangebote für ausländische Studierende aus benachteiligten Gruppen oder stellen Informationspakete über den Mietmarkt, Jobangebote oder die Höhe des Einkommens zusammen, das notwendig ist, um die Mobilitätskosten zu decken[8]. Um bürokratische Hindernisse zu überwinden, arbeiten viele Länder außerdem mit Organisationen zusammen, die Auslandsaufenthalte während der Berufsausbildung fördern, aber auch mit Arbeitsvermittlungsstellen, Arbeitgebern, Bildungseinrichtungen und Jugendzentren, die unterprivilegierte Studierende über verfügbare Programme zur internationalen Mobilität beraten[9].

Die finanziellen Hilfen werden mit sozialen Angeboten verknüpft, die in Form von „Kulturführern“, Mentorennetzwerke und Orientierungswochen erfolgen können und Kontakte zwischen ausländischen und lokalen Studierenden erleichtern. Ergänzt werden diese Angebote durch Sprach- und allgemeine Kulturkurse. Die soziale Unterstützung erfolgt aber auch durch Online-Plattformen zum Erfahrungsaustausch, auf denen Studierende mit Mobilitätserfahrung andere junge Menschen, die einen Auslandsaufenthalt planen, beraten und ermutigen[10].

Empfehlungen

Zurzeit ist internationale Mobilität das Privileg einer Minderheit. Deshalb sollten die Länder versuchen, mit zusätzlicher finanzieller und sozialer Unterstützung weiteren Segmenten der Studierendenschaft eine Teilnahme zu ermöglichen. Dabei sollten die Leistungen besonders auf die Bedürfnisse besonders benachteiligter gesellschaftlicher Gruppen zugeschnitten werden. Die Gastländer sollten Angebote für besonders hilfsbedürftige Studierende bereitstellen, um ihnen die Integration zu erleichtern, und sie umfassend über alle Stellen informieren, die sie während ihres Aufenthalts in allen Lebensbereichen unterstützen können.

Um die Teilnahmen von Studierenden in der beruflichen Bildung, an Schulen und in der Erwachsenenbildung zu fördern, sollten mehr Informationen und Ratgeber über internationale Mobilität bereitgestellt und strukturelle und bürokratische Hürden abgebaut werden. Außerdem sollte irgendeine Form von „Coaching“ angeboten werden, bei dem die Studierenden über Möglichkeiten der Mobilität und die kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen im Gastland beraten werden.