28 Aug 2023

NESET stellt neuen Ad-hoc-Bericht zum Thema „Krisenfestigkeit von Bildungssystemen. Lehren aus der Ukraine“ vor

Seit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 wird die Welt Zeuge, wie das ukrainische Bildungssystem eine erstaunliche Widerstandsfähigkeit beweist. Im jüngsten Ad-hoc-Bericht des Netzwerks von Expertinnen und Experten für die sozialen Aspekte der allgemeinen und beruflichen Bildung (NESET) mit dem Titel „Krisenfestigkeit von Bildungssystemen. Lehren aus der Ukraine“ wird analysiert, wie die Schulen in der Ukraine die kriegsbedingten Herausforderungen bewältigen.

Rund 8,2 Millionen Ukrainer, darunter sehr viele Kinder, wurden durch den Krieg vertrieben und suchen derzeit Schutz in Europa. Durch den Krieg wurde aber auch die Bildungslandschaft der Ukraine beeinträchtigt; bisher wurden über 3200 Bildungseinrichtungen teilweise oder komplett zerstört. Trotz dieser enormen Hindernisse ist es den meisten ukrainischen Schulen gelungen, innerhalb der bemerkenswert kurzen Zeit von 4-6 Wochen nach Beginn des russischen Angriffs ihre Tätigkeit wieder aufzunehmen. Auch heute nach 18 Monaten Krieg arbeiten diese Schulen weiter und zeigen dabei ein inspirierendes Maß an Engagement und Anpassungsfähigkeit.

Der Bericht der beiden NESET-Mitglieder Aigul Alijeva und Iryna Nechitailo untersucht, welche Faktoren zu dieser außergewöhnlichen Krisenfestigkeit beigetragen haben. Dafür haben die Autorinnen unterschiedlichste Forschungsdaten zusammengetragen, zu denen Fokusgruppen mit Eltern in der Europäischen Union und der Ukraine sowie Interviews mit Schulleitern und pädagogischen Fachkräften gehören.

Im Bericht werden mehrere Schlüsselaspekte identifiziert, die bei der Aufrechterhaltung des ukrainischen Bildungssystems in diesen schwierigen Zeiten einen entscheidenden Rolle spielen:

  • Integration von Informations- und Kommunikationstechnik (IKT): Der Bericht unterstreicht die zentrale Rolle der IKT im Distanzunterricht und beim internetgestützte Lernen, dank deren das Bildungssystem trotz kriegsbedingter Störungen weiter funktionieren kann.
  • Gutes Management und Kommunikation: Die Autorinnen zeigen, wie wichtig eine ununterbrochene Kommunikation und ein effizientes Management durch die Schulleitung sind, insbesondere in Krisenzeiten.
  • Dezentralisierung und Autonomie: Schon vor dem Krieg wurde das Bildungssystem in der Ukraine dezentralisiert, sodass Schulen und Schulleitungen heute viel Autonomie genießen. Diese Reform hat das System widerstandsfähiger gemacht.
  • Unbezahlbare Lehrkräfte: Engagement, Anpassungsfähigkeit und Einfallsreichtum der ukrainischen Lehrkräfte haben sich als unerschütterliche Grundpfeiler des ukrainischen Bildungssystem erwiesen.
  • Grundsätzliche Anpassungsfähigkeit: Nur durch die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des Bildungssystems konnten die Schulen ihre Verfahren und Strategien an die kriegsbedingten Herausforderungen anpassen.

Abschließend untersucht der Bericht, ob diese Qualitäten auch außerhalb des Bildungssystems die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft verbessern. Außerdem betont er, wie wichtig internationale Kooperationsprojekte sind, die Ukraine beim Wiederaufbau unterstützen und Innovationen in Bildung und Forschung fördern. Nach Ansicht der Autorinnen kann das Engagement der internationalen Gemeinschaft entscheidend dazu beitragen, das Bildungssystem der Ukraine nach Ende des Konflikts weiter zu stärken.