Politische Steuerung ist eine wichtige Voraussetzung für die Schaffung eines günstigen Lernumfelds, in dem hochwertige Bildung vermittelt und die Chancengleichheit verbessert wird. Auf das gesamte Bildungssystem bezogen legt die Bildungspolitik fest, welche Richtlinien und Prioritäten gelten, wie sie umgesetzt und überwacht werden, welche Ressourcen in die Bildung fließen und wie diese verteilt, verwaltet und kontrolliert werden, wie Kompetenzen und Funktionen auf den unterschiedlichen Bildungsstufen und zwischen den einzelnen Trägern verteilt werden und auf welche Weise diese für ihre Arbeit Rechenschaft ablegen müssen. Auf der Ebene einzelner Bildungseinrichtungen gewährleistet Steuerung ein gutes Management und qualifizierte und motivierte Lehrkräfte. Weitere wichtige Aspekte der Regulierung sind die allgemeine Organisation von Lernprozessen und insbesondere die Qualität und Relevanz von Lehrplänen und Unterrichtsmaterialien[1]. Bei der Steuerung von Bildung ist die Balance zwischen einem normativen Rahmen – zum Beispiel in Bezug auf den Schutz des Rechts auf Bildung für alle – und einer inklusiven bzw. den Konsens suchenden Entscheidungskultur sehr wichtig. Dazu gehören auch Kompromisse zwischen den schulischen Wünschen der Mehrheit und dem Schutz der Bedürfnisse von Minderheiten. Ein weiteres Problem ist der Aufbau einen einheitlichen Steuerungssystems, dass alle betroffenen Ebenen und Akteure integriert.
In vielen europäischen Ländern spielt die nationale Regierung immer noch die wichtigste Rolle bei der Koordination von Bildung. Ein Verlangen nach mehr Effizienz, Leistungsfähigkeit, Rechenschaftspflicht und Transparenz hat jedoch einen Trend zur Dezentralisierung angestoßen, durch den Zuständigkeiten neu verteilt, Autonomie gewährt und Entscheidungsbefugnisse delegiert werden. Damit wird versucht, die Bildungssysteme so flexibel und innovationsfähig zu machen, dass sie sich an Diversität und gesellschaftlichen Wandel anpassen können und Schüler_innen auf allen Bildungsstufen eine aktive Teilhabe am Bildungsprozess ermöglichen. Dies hat auch Auswirkungen auf die Rolle der Schulleitung und die Lehrerausbildung[2]. Bildungssystem, die den Schulen größere Autonomie bei der Ausarbeitung von Lehr- und Prüfplänen bieten und dabei über angemessene Mechanismen der Rechenschaftspflicht verfügen, erzielen bessere Ergebnisse als Systeme, die diese Autonomie nicht gewähren, selbst wenn man das Nationaleinkommen berücksichtigt[3].
Die Finanzierung von Bildung ist ein wichtiges Steuerungsinstrument. Im Verlauf der Finanzkrise in Europa gehörte die Bildung zu den ersten Politikbereichen, in denen Mittel gestrichen wurden, insbesondere in Ländern mit hohem Haushaltsdefizit[4]. Die Frage, wie hoch Investitionen in die allgemeine und berufliche Bildung mindestens sein müssen, steht am Anfang jeder bildungspolitischen Diskussion[5]. Ebenso wichtig ist aber auch die Frage, wie die Mittel verteilt werden sollten. Dabei ist zu berücksichtigen, ob und wie die Mittelzuweisung an ungleiche Ausgangsbedingungen angepasst werden sollten, die die Leistung und Lernerfahrung von benachteiligten Schülern beeinträchtigen[6][7].
Aus der Perspektive des lebenslangen Lernens sind eine wirksame politische Regulierung und kluge Investitionen für alle Bildungsstufen wichtig, d. h. für frühkindliche Bildung und Schulbildung, berufliche Aus- und Weiterbildung, höhere Bildung und Erwachsenenbildung[8]. Bildungssysteme, die für alle Lernenden zugänglich sind, allen dieselbe hochwertige Bildung bieten und einen nahtlosen Übergang und Kontinuität innerhalb und zwischen den einzelnen Bildungsstufen gewährleisten, Autonomie, Transparenz und Rechenschaftspflicht fördern, individuellen und inklusiven Unterricht ermöglichen, frühzeitige Fördermaßnahmen und Frühwarnsysteme unterstützen und die Kooperation zwischen relevanten Akteuren und den Zusammenhalt zwischen den Bildungsstufen fördern, können die soziale Eingliederung unterstützen und allen Lernenden eine günstige Lernumgebung bieten[9][10].