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12.

Kontrolle von Chancengleichheit und Qualität in der allgemeinen und beruflichen Bildung

Problembeschreibung

Ein wichtiges Instrument im Kampf für mehr Chancengleichheit in der Bildung ist die Erfassung entsprechender Daten – mit einem präzisen und regelmäßigen Verfahren, das in die Praxis integriert ist. Ein in den Alltag von Schulen, Lehrern und Gruppen integriertes Kontrollsystem ist eine wertvolle Strategie zur Erfassung vergleichender Daten über die Qualität und Leistung von Bildungseinrichtungen. Die Systeme der einzelnen Mitgliedstaaten zur Überwachung des Bildungssystems sind aber nicht alle gleich hoch entwickelt und umfassend. Es wird allgemein anerkannt, dass Transparenz und Kontrolle der europäischen Bildungssysteme verbessert werden muss[1], weil die Qualität der verfügbaren Bildungseinrichtungen stark schwankt, je nachdem aus welchem Land und welcher Bevölkerungsgruppe die Schüler_innen stammen. Dies führt zu Ungleichheit bei den Bildungschancen und, in der Folge, den Bildungserfolgen. Inklusion und Qualität in der Bildung zu erreichen und eine Balance zwischen diesen Zielen aufrecht zu erhalten, ist eine Frage der Rechenschaftspflicht, die wiederum nur möglich ist, wenn das Bildungssystem jedes einzelne seiner Elemente überwacht.

Bildungspolitische Konsequenzen

Mit Hilfe von systematischen und klaren Rahmenbedingungen und Mechanismen zur Datenerfassung kann festgestellt werden, in welchen Bereichen das Bildungssystem reformiert und verbessert werden muss, um sich an den gesellschaftlichen Wandel anzupassen. Wenn Veränderung in der Leistung, Motivation und den Einstellungen einzelner Schüler_innen laufend erfasst werden, lassen sich Benachteiligungen vorhersehen und systematisch verhindern[2].

Zu den bewährten Überwachungsmechanismen gehören Selbstanalyse bzw. Selbstevaluation, Benchmarking und externe Qualitätskontrollen. Mit Hilfe dieser Mechanismen lässt sich überprüfen, ob die wichtigsten Bedingungen für Qualität und Chancengleichheit gegeben sind und im Bildungssystem funktionieren und ob und wie diese Elemente ineinander greifen. Auf europäischer Ebene wurden bereits Indikatoren und Kennzahlen entwickelt, anhand derer die europaweiten Fortschritte bei der Erreichung der strategischen Ziele der EU (z. B. der Kennzahlen des Rahmens ET2020)[3] überwacht werden können. Allerdings berücksichtigen einige dieser Indikatoren zu wenig die Frage, ob benachteiligte Gruppen ausreichend Zugang zum und Erfolg im Bildungssystem haben. Dies ist aber ein entscheidendes Element für Chancengleichheit und soziale Eingliederung im Bildungswesen[4].

Derzeit verfügen nur sehr wenige EU-Mitgliedstaaten über ausgereifte Überwachungssysteme, die Daten zu allen Stufen der allgemeinen und beruflichen Bildung und deren Qualität erfassen, und Daten zur Teilhabe und zum Bildungserfolg benachteiligter Gruppen, die den Stand der Bildungsgerechtigkeit widerspiegeln, über einen längeren Zeitraum vergleichen.

Empfehlungen

Forschungsdaten deuten darauf hin, dass gute und umfassende Überwachungssysteme die Politik und das Bildungssystem dabei unterstützen, bewährte Verfahren und vielversprechende Ansätze im Kampf für mehr Chancengleichheit im Bildungswesen zu identifizieren. Allerdings sollte die Datenerfassung nicht nur der Systemerhalten dienen, sondern dazu beitragen, das System beim Benchmarking und bei der Überprüfung der Leistungen von Schüler_innen  und Lehrer_innen zu unterstützen. Dafür ist es wichtig, dass das System Muster in der Beteiligung und Leistung benachteiligter Schüler_innen überwacht, Faktoren identifiziert, die Ungleichheit verstärken, und Indikatoren zur Messung von Bildungserfolg und Bildungsgerechtigkeit definiert. Wenn durch eine Analyse auf Mikroebene erfasst wird, wie soziale Benachteiligung und, in deren Folge, schulische Nachteile den Bildungsweg und die Leistung von Schüler_innen beeinflussen, könnte man Muster der Schulverweigerung erkennen und frühzeitige und zielgerichtete Fördermaßnahmen anbieten. Zu den Überwachungssystemen sollte auch ein Frühwarnsystem gehören, d. h. Verfahren und Routinen, mit deren Hilfe frühe Anzeichen für einen vorzeitigen Schulabbruch oder schulische Probleme erkannt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden können. Diese Verfahren und Instrumente können einen Teil des regulären Systems der Schulaufsicht bilden, aber auch auf den Bedarf zur Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen z. B. im Sozial- und Gesundheitsbereich hinweisen.  Frühwarnsysteme können auch genutzt werden, um die Umsetzung gezielter Fördermaßnahmen zu steuern und zu gewährleisten, dass diese die richtigen Schüler erreichen[5][6].