Der Zugang zu allgemeiner und beruflicher Bildung von hoher Qualität bildet den ersten Grundsatz der europäischen Säule sozialer Rechte[1] und ist der Schlüssel für eine widerstandsfähige, integrative und gerechte Gesellschaft. Dennoch deutet die Forschungslage darauf hin, dass dieser Zugang noch nicht überall gewährleistet ist. Laut einem Bericht von Eurofound (2015)[2] gibt es in den meisten Mitgliedstaaten nicht genug Angebote im Bereich der frühkindlichen Betreuung, Bildung und Erziehung (FBBE). Die Daten zeigen außerdem, dass Bildungsangebote auch auf anderen Bildungsstufen nicht für alle verfügbar, zugänglich und bezahlbar sind. Beispiele sind der ungleiche Zugang zu hochwertiger Bildung in Schulen und die Unterrepräsentation von Menschen aus benachteiligten Gruppen an Hochschulen[3][4].
Zugang zu hochwertiger Bildung auf allen Stufen und in jeder Lebensphase ist aus mehreren Gründen unverzichtbar. Bildung sorgt für faire und gleiche Chancen im Leben, erzieht zu kritischem Denken und fördert damit die soziale Eingliederung, bürgerschaftliches Engagement und den erfolgreichen Einstieg in den Arbeitsmarkt[5]. Außerdem ist deutlich zu erkennen, dass Bildung von hoher Qualität dazu beiträgt, den Kreislauf aus Armut und Benachteiligung zu durchbrechen. Das zeigen auch Erkenntnissen über die positive Korrelation zwischen der Elternbildung und dem häuslichen Umfeld. So gilt zum Beispiel, dass umso höhere Bildungsabschlüsse und Einkommen erzielt werden, je mehr Zeit die Eltern in die Bildungsaktivitäten und kognitive Stimulation der Kinder investieren[6]. Allerdings zeigt die Forschung auch, dass sich Maßnahmen, mit denen der Zugang zu Bildung gewährleistet und ein Lernumfeld geschaffen werden soll, das Inklusion fördert, sich nicht auf die Benachteiligung einen einzelnen Gruppe konzentrierten sollten, also etwa auf Migrationshintergrund, sozioökonomischer Status oder andere Merkmale, sondern auf die Überschneidung dieser Identitäten[7].
Um Bildung von hoher Qualität für alle gewährleisten, kann die Politik in vielen unterschiedlichen Bereichen und Bildungsstufen ansetzen. Wenn man eines der oben genannten Beispiele herausgreift, zeigt die Forschung, dass sich der Mangel an FBBE-Angeboten nur durch zusätzliche Investitionen der Mitgliedstaaten in eine angemessene Infrastruktur beheben lässt, die gebührenfrei[8] und unabhängig von Herkunft oder Aufenthaltsstatus des Kindes zugänglich ist[4]. Allerdings lohnt sich eine Investition in die FBBE nur dann, wenn auch deren Qualität sichergestellt wird, weil Angebote von niedriger Qualität sich nachweislich sowohl auf die Kinder als auch auf die Gesellschaft insgesamt negativ auswirken[9]. Entsprechend fordern Wissenschaftler auch, dass Schulen zusätzliche personenbezogenen Mittel für jeden Lernenden aus einer sozial benachteiligten Gruppe und damit die nötigen Ressourcen erhalten, um eine zusätzliche Sprachförderung oder eine spezialisierte Weiterbildung der Lehrer zu finanzieren[3].
Wenn man die einzelnen Bildungsstufen betrachtet, muss unbedingt auch der Zusammenhang zwischen Hochschulbildung und Erwachsenenbildung gestärkt werden. Mögliche Maßnahmen sind beispielsweise flexiblere Studiengänge bzw. -modelle und eine bessere Anerkennung früherer Lernerfolge. Dadurch könnten Bereiche, in denen noch Unterstützung gebraucht wird, schneller erkannt und der Zugang zu Hochschulbildung erleichtert werden, insbesondere für Erwachsene[10]. In diesem Rahmen ist der Zugang zu allgemeiner und beruflicher Bildung von hoher Qualität für alle in kritisches Element beim Aufbau einer gerechteren und für alle offenen Gesellschaft.